In der Rolle des Kommunikationsverantwortlichen in einem kleinen oder mittleren Unternehmen liegt es oft an dir, die verschiedenen Kanäle wie Blogs, Social-Media-Profile, YouTube-Channels, Newsletter und Websites mit relevantem Content zu versorgen. Dies bedeutet nicht nur, regelmäßig neue Inhalte zu produzieren, sondern auch sicherzustellen, dass diese Inhalte die Interessen und Bedürfnisse deiner Zielgruppe ansprechen, auch wenn du dich in unbekanntem Terrain bewegst.

Expertise vs. Content-Erstellung

Natürlich könntest du einen deiner Kollegen oder Kolleginnen bitten, dir einen fachspezifischen Text zu verfassen. Doch es ist durchaus möglich, dass diese(r) höflich, aber deutlich, ablehnt. Erfahrungsgemäß möchten die KollegInnen aus den anderen Bereichen möglichst nichts mit der inhaltlichen Arbeit zu tun haben.

Dann bleibt es an dir hängen, kontinuierlich neue Texte zu schreiben, Videos aufzunehmen und Grafiken zu erstellen, die online veröffentlicht werden können. Aber schon das Verfassen eines qualitativen Blogbeitrags pro Woche ist keine leichte Aufgabe. Besonders dann nicht, wenn dir das Schreiben ohnehin schwerfällt oder das Thema dich nicht besonders anspricht.

Um konkreter zu werden: Ein Schreiner baut Möbel. Das kann er. Einen umfangreichen Blogbeitrag zu verfassen, liegt ihm jedoch in der Regel weniger. Doch als KMU möchtest und musst du nicht nur über allgemeine Themen schreiben, sondern auch deine Fachkenntnisse gezielt präsentieren. Was dem Handwerker nicht liegt oder wofür er keine Zeit hat, wird daher oft auf die lange Bank geschoben.

Im Umkehrschluss bist du aber nunmal verantwortlich dafür, regelmäßig Content bereitzustellen, der veröffentlicht werden kann. Eine Möglichkeit besteht darin, den Text zu einem weniger vertrauten Thema selbst zu verfassen. Doch auch dieser Ansatz ist suboptimal und erfordert viel Zeit und Energie.

Die entscheidende Frage lautet also: Wie kannst du den gesamten Prozess der Content-Erstellung beschleunigen und effizienter gestalten?

Der Ausweg: Inhalte clever erstellen und vielfältig nutzen

Es gilt zunächst einmal nicht zu verzweifeln, sondern innezuhalten, nachzudenken und dann erst zu handeln. Die gute Nachricht ist: Es gibt einen Weg, wie du aus einem einzigen Stück Content eine Vielzahl von Inhalten für verschiedene Kanäle generieren kannst.

Diese Methode nennen wir „Content-Maximierung„. Sie ermöglicht es dir, mit begrenzten Ressourcen eine konsistente Online-Präsenz aufzubauen und dein Unternehmen erfolgreich zu positionieren.

Bevor wir in die Details eintauchen, solltest du dir eine wichtige Frage stellen: Ist ein Blogartikel wirklich das beste Format für dein Thema und deine Zielgruppe? Hast du über eine Website mit einem Blog? Es kann durchaus sein, dass ein Blogartikel als einziges Medium nicht ausreicht. Oder dass die anvisierte Zielgruppe eher Videos und/oder Podcasts als Informationsquellen nutzt. Überlege, was zu euch und euren Anforderungen passt.

Und genau hier präsentiert sich auch schon die erste Lösung: Dem Schreiner fällt es unter Umständen viel leichter, über sein Fachgebiet zu reden, als darüber zu schreiben. Vielleicht kannst du ihn bei seiner Arbeit an einem maßgeschneiderten Möbelstück filmen und ihm einige Fragen stellen, ihn erzählen lassen. Aus einer Video- oder Audioaufnahme lässt sich dann ganz einfach ein Text erstellen.

Long- und Short-Content

Wenn du einen Long-Content erstellt hast – sei es ein ausführlicher Blogbeitrag, ein 10- bis 15-minütiges YouTube-Video oder ein Podcast – hast du praktisch eine Content-Quelle geschaffen, aus der du lange schöpfen kannst.

Long-Content (LC) umfasst ausführliche Inhalte wie detaillierte Texte, Podcasts und Videos, die ein Thema umfassend behandeln.

Short-Content (SC) hingegen besteht aus kürzeren Inhalten, die aus einem Long-Content extrahiert und vielseitig genutzt werden können: Grafiken, Zitate, Bulletpoints, kurze Textausschnitte, Video-Clips, Slide-Shows, GIFs und mehr.

Mit diesem Ansatz eröffnet sich eine gute Herangehensweise, um viel Content zu generieren. Lass uns nun Schritt für Schritt durchgehen, wie du das in die Praxis umsetzen kannst.

Schritt-für-Schritt-Anleitung

1. Schritt: Strategische Planung deines Hauptinhalts

Bevor du loslegst, ist es wichtig, dass du dir über dein Hauptthema im Klaren bist. Wähle ein Thema, das für deine Zielgruppe relevant ist und zu dem du wertvolle Informationen liefern kannst. Plane deinen Video oder Blogpost so, dass er sich in mehrere Abschnitte oder Unterthemen gliedert. Das erleichtert dir später die Aufteilung in kleinere Content-Stücke.

Beispiel: Stellen wir uns vor, ein mittelständischer Elektrobetrieb möchte seine Online-Präsenz stärken und plant, ein umfassendes Video zum Thema „Moderne Elektroinstallationen in Altbauten“ zu erstellen. Dieses Long-Content-Video dient als Basis für alles weitere.

2. Schritt: Von der Idee zum Video

Das Video behandelt verschiedene Aspekte der Elektroinstallationen in Altbauten und ist in mehrere Key-Takeaways unterteilt. Ein Key-Takeaway könnte zum Beispiel sein: „Sicherheit und Effizienz bei der Modernisierung alter elektrischer Anlagen“.

Erstelle eine Liste mit allen Key-Takeaways, d.h. mit allen Botschaften, die ihr zum Thema finden könnt. Diese Liste hilft dir, eine Struktur bzw. sogar ein Storyboard für das Video zu erstellen, um eine Idee zu haben, was du aufnehmen willst, welche Personen du fragen kannst etc.

3. Schritt: Vom Video zum Podcast

Audio-Extraktion mit Software

Für die Audio-Extraktion aus deinem Video kannst du spezialisierte Software wie Adobe Audition oder Audacity verwenden. Diese Tools ermöglichen es dir, die Tonspur einfach zu extrahieren und zu bearbeiten. Du kannst Hintergrundgeräusche entfernen, die Lautstärke anpassen und die Audioqualität verbessern. Nachdem du die Audiospur extrahiert und bearbeitet hast, kannst du sie als eigenständigen Podcast veröffentlichen.

Audio-Extraktion mit KI-Tools

Alternativ kannst du KI-Tools wie Descript oder Otter.ai verwenden, um die Audio-Extraktion und -Bearbeitung noch schneller und effizienter zu gestalten. Diese Tools transkribieren automatisch das Audio und ermöglichen es dir, die Audiospur einfach zu extrahieren und zu bearbeiten. Mit Funktionen wie automatischer Geräuschunterdrückung und Lautstärkeanpassung sparst du viel Zeit und erhältst eine hochwertige Audiodatei, die sofort als Podcast veröffentlicht werden kann.

4. Schritt: Vom Podcast zum Text

Es gibt verschiedene KI-Tools, die dir bei der Transkription helfen können, zum Beispiel Otter.ai oder Descript. Diese Tools transkribieren das Audio automatisch in Textform. Du kannst den transkribierten Text dann weiter bearbeiten und anpassen, um einen klar strukturierten Blogartikel oder weitere Textinhalte zu erstellen.

Achte auf folgende Dinge bei deinem Text:

  • Eine klare Struktur mit Überschriften und Unterüberschriften verwendest
  • Wichtige Informationen in Listen oder Aufzählungen zusammenfasst
  • Interessante Zitate oder Kernaussagen hervorhebst
  • Statistische Daten oder Fakten einbaust
  • Wenn möglich, Grafiken oder Bilder zur Veranschaulichung nutzt

5. Schritt: Identifikation von Content-Nuggets

Gehe das Video, die Audiospur oder deinen fertigen Blogpost durch und markiere Abschnitte, die sich gut als eigenständige, kleinere Content-Stücke eignen. Das können sein:

  • Kernaussagen oder Zitate
  • Kurze Tipps oder Tricks
  • Statistische Daten oder interessante Fakten
  • Projektbeispiele/Erfahrungsberichte
  • Listen oder Aufzählungen
  • Grafiken oder Bilder

6. Schritt: Diversifizierung der Content-Formate

Jetzt geht es ans Umwandeln! Nutze die identifizierten Snippets, um daraus verschiedene Content-Formate zu erstellen. Hier einige Ideen:

a) Social Media Posts:

  • Erstelle Zitat-Bilder mit wichtigen Aussagen aus deinem Artikel
  • Gestalte Infografiken mit Statistiken oder Fakten
  • Erstelle Slideshows/Karuselle mit kurzen prägnanten Seiten
  • Teile kurze Tipps als Text-Posts

b) Video-Content:

  • Schneide eine 30- bis 60-sekündige Passage, in der die wichtigsten Sicherheitstipps bei der Modernisierung alter elektrischer Anlagen erklärt werden. Dies eignet sich perfekt für kurze, aufmerksamkeitsstarke Clips auf sozialen Plattformen wie Instagram, Tik Tok oder YouTube Shorts.

c) Audio-Content:

  • Erstelle kurze Audio-Snippets mit einzelnen Tipps oder Fakten
  • Als Teil eines kurzen Videos mit ansprechenden Visuals
  • Als Teaser für vollständigen Podcast
  • Als Teil des Blogartikels oder an passender anderer Stelle der Website

d) Newsletter:

  • Fasse die wichtigsten Punkte deines Artikels in einem Newsletter zusammen
  • Teile deine Content-Snippets über mehrere Wochen hinweg in deinem Newsletter

Fazit

Mit der Methode der Content-Maximierung kannst du die Herausforderungen der Content-Erstellung in kleinen und mittleren Unternehmen meistern. Du sparst Zeit und Ressourcen, indem du aus einem einzigen hochwertigen Stück Inhalt eine Vielzahl von Content-Snippets für verschiedene Kanäle generierst.

Denk daran: Es geht nicht darum, dich zu überfordern oder minderwertige Inhalte zu produzieren. Konzentriere dich darauf, deiner Zielgruppe echten Mehrwert zu bieten. Mit der Zeit wirst du immer effizienter darin, aus einem Stück Content viele zu machen.

So kannst du auch mit begrenzten Ressourcen eine starke Online-Präsenz aufbauen und dein Unternehmen erfolgreich positionieren. Du musst kein geborener Content Creator sein, um erfolgreich zu kommunizieren – mit der richtigen Strategie und ein bisschen Übung kannst du großartige Ergebnisse erzielen.